...Schnell verdunkelte sich der Himmel und Sturmwolken schoben sich vor den blassen Vollmond, der noch kurz vorher eine Szenerie beleuchtete, welche rechtschaffende Menschen den Atem stocken ließ. In schweres Leder gekleidete Biker des Isartal Chapter Bavaria ließen, dem Schnitter gleich, die Sense knapp unter die Köpfe des Weizens sausen.
Ohne jede Chance sanken die Ähren in den staubigen Boden und wurden hastig eingesammelt. Wortlos machte sich die Gruppe auf, um auch die Hopfendolden, welche im aufkommenden Sturm vom Wind gepeitscht wurden, aus dem Geflecht der Schlingpflanze zu reißen. Niemand der dunklen Gesellen blieb zurück und so galt es, noch tief im Wald die letzten Zutaten zu holen. Krähen meldeten mit heiserem Gekrächtze die Eindringlinge, als sie verängstigt aus ihren Schlafplätzen aufflatterten. Die Sturmlampe erhellte nur mühsam den Trampelpfad auf den Baumwurzeln, die knochengleich den Weg zu einer windschiefen Hütte wiesen. Kurz wurde geklopft, und als wenn man bereits erwartet wurde bekam man schnell die bröselige Hefe durch eine ausgemergelten Frauenhand ausgeliefert. Konnte es sein, dass da noch Kuchenteig an den Fingern klebte? Das Wegekreuz wurde absichtlich gemieden. Im großen Bogen umschritt die Gruppe die gesegnete Stelle, was einmal mehr zeigte dass die Gruppe mit dem Teufel im Bunde stehen musste und wohl eher der schwarzen Kunst verfallen war. Selbst der Fluss der nahen verschlafenen Stadt, der sonst im blaugrünen Band Erholungssuchende und Flößer sicher begleitete, peitschte diesmal mit seinen schäumenden Wellen wild gegen die Stützen des Steg's. Als ob er dieses letzte Hindernis einreißen wollte, als über dessen wackelige Holzplanken die Gruppe in ihren genagelten schweren Stiefeln dem Ziel entgegen eilten. Selbst Schneeflocken, zu dieser Jahreszeit eher selten, wurden von den Naturgöttern eingesetzt um dem beginnenden Frevel und Götterlästerung den letzten Einhalt zu gebieten. Ein kleiner blasser Lichtstrahl aus einer alten löchrigen Laterne erhellte schwach eine gruselige Szene, als eine knöcherne Hand mit einem Totenkopfring gegen das schwarze Tor der MOONSHINE BREWERY, an der als Türklopfer ein Oberschenkelknochen eines armen Sünders angebracht war, absichtlich leise, fast zaghaft klopfte. Dreimal kurz, dann wurde der weitere Code im rechten Moment von einer schaurigen Glocke übertönt. Die Hells Bells erklangen aus dem 60iger Jahre Radio, als Christoph und Sohn Max mit einem breiten Grinsen und einem guten Morgen unser übernächtigtes Chapter freudestrahlend begrüßte. Na, auch so beschissen geschlafen bei diesem Sturm der da übers Isartal fegte? Keine Sorge, Kaffeemaschine läuft schon und ja, Matthias ließ mit frischen und noch warmen Brezen jeden noch so dunklen und schwarzen Gedanken im geheizten Bräustüberl verfliegen. Jeder fand an diesem Apriltag zum Steg-Bräu in Bad Tölz, selbst Marco, Gabi und Hartl mit der weitesten Anreise waren die ersten und auch schon fleißig am Sud kochten. Das Brau Protokoll lag bereit und ja, die Zutaten für die Harley Weiße waren schon in der keimfreien Wanne richtig abgemessen bereitgestellt. So begannen wir mit einem malzigen Duft in der Luft diesen lehrreichen Tag. Christoph, unser passionierter Brauer, erklärte die Begriffe der Brausprache, wässerte unsere Münder mit all den feinen Bezeichnungen, was man aus Malz und Hopfen mit nur dieser einzig richtigen Reihenfolge zaubern kann. Da war der Vorteil einer sogenannten Micro Brewery schnell klar und auch nicht von der Hand zu weisen, denn mit dem kleinen Bieransatz kann man natürlich viel besser experimentieren und öfter einmal etwas Neues wagen. So entstand ja auch vor zwei Jahren unsere Harley Weiße, und Dank des professionell geführten Brauprotokolls konnte gerade diese zu Ehren unseres 25-jährigen Chapter-Jubiläums neu angesetzt werden. Ermahnend kamen wieder die Worte von Christoph, 'rühren und behaltet die Temperatur im Auge'. Daemon, esto subiecto voluntati meae...nein das bildete ich mir wohl nur ein, dass Marco während des Rührens des Sudes heimlich dunkle Beschwörungsformeln spricht. Während ich noch darüber nachdenke, hatte die Iris schon die Neunschwänzige gepackt und schlug ihm die schwarzen Gedanken aus. Durch die Schmerzensschreie erschrocken fuhr der Beelzebub auch mit lautem Krachen aus den Fenster, das wie von Geisterhand in diesem Moment vom Sturmwind aufgestoßen wurde. Dichte schwefelige Nebelschwaden zeugten noch von dem kaum wahrgenommenen Vorfall. Die Gruppe war mit ihren zugewiesenen Arbeiten beschäftigt. Nur Matthias und Kalle machten sich auf, um mit frisch geschärften Messern das Leberkästier zu fangen und vor allem in feine Scheiben zu schlachten, dann in die feste Biersorte wie Semmeln zu packen und wieder in den Steg Bräu zu bringen. Eine gute Idee, denn kaum war die Schlachtplatte auf dem Tisch ausgebreitet wurde herzhaft zugegriffen. Nur Max und Christoph hielten die einsame Stellung am Kessel, sie warteten so geduldig, bis sie von den gestärkten HOGies abgelöst wurden. Gestärkt wurde der Sud verköstigt und eine Süße durchströmte alle Geschmacksynapsen und augenzwinkernd verkündigten unsere Brauer 'das gibt einen feinen Alkoholgehalt'. Nach dem klären, abschöpfen, sieben, umfüllen, kühlen und reinigen kam unsere letzte Zutat hinein, die Hefe, welche endlich aus dem Zuckerwasser das macht, das wir eigentlich wollen, eine geschmacklich wie gehaltvolle Harley Weiße. Ein rundum toller Tag, den wir mit Christoph und Max im Steg Bräu verbringen durften, weit weg vom Aprilwetter, das vor der Tür wütete. Ach ja, so schnell ausruhen durften wir uns dann doch nicht, musste doch noch die zweite Hälfte unsers 100 Liter Wunsches angesetzt werden. Ihr könnt es ahnen, schnell verdunkelte sich der Himmel und schwarze Sturmwolken schoben sich vor den Vollmond über der Moonshine Brewery, eine Gruppe schwarz gekleideter ..., ach ja wer diese Kunst gerne erleben will, fragt mal gerne beim Steg Bräu nach.
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